Wolfgang Schäuble (CDU) hat die britischen Pläne für massive Steuersenkungen kritisiert. "Noch ist Großbritannien Mitglied der Europäischen Union", sagte Schäuble. "Also sind sie an europäisches Recht gebunden." Sollte Großbritannien nicht mehr Mitglied der EU sein, müsse sich das Land dennoch an die Versprechungen des G20-Gruppe halten und dürfe keinen Steuerwettbewerb betreiben.

Premierministerin Theresa May will angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit nach dem Brexit-Votum die britischen Unternehmen deutlich entlasten. Der Steuersatz für die Unternehmen soll bis zum Jahr 2010 von derzeit 20 auf 17 Prozent zu senken. Das wäre nach Angaben der Financial Times der niedrigste Satz in den G20-Staaten. Laut der Zeitung wird allerdings in Regierungskreisen auch eine Senkung auf 15 Prozent ins Auge gefasst – falls der künftige US-Präsident Donald Trump die Steuern in den USA wie versprochen auf diesen Stand drücken sollte.

May fordert "neue industrielle Strategie"

Theresa May kündigte zugleich staatliche Hilfen in Höhe von jährlich zwei Milliarden Pfund (2,3 Milliarden Euro) für Forschung und Entwicklung an. Geringe Produktivität sei eines der Hauptprobleme der britischen Wirtschaft. Um dies zu überwinden, forderte sie eine "neue industrielle Strategie". Zum Ausstieg aus der EU sagte May: "Da wird es sicherlich Herausforderungen geben." Der Prozess sowie die Austrittsverhandlungen mit Brüssel brauchten Zeit.

Unterdessen werden weitere negative Folgen des Brexit deutlich: Am Mittwoch will Großbritanniens Finanzminister Philip Hammond den ersten Staatshaushalt seit dem EU-Votum im Juni vorlegen. Laut Financial Times steuert die Regierung auf ein Haushaltsloch von 100 Milliarden Pfund (116 Milliarden Euro) in den kommenden fünf Jahren zu. Grund dafür seien geringere Steuereinnahmen sowie ein geschwächtes Wirtschaftswachstum, berichtet die Zeitung.