Was für ein Unterschied. Über den Hamburger Deichtorplatz schweben bunte Luftballons und Seifenblasen. Viele bunt gekleidete Menschen sind hier, es gibt kaum Schwarz, dafür aber farbenprächtige Plakate. Die Stimmung ist entspannt.

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Bunte Demo: Am Samstag zogen tausenden unter dem Motto "grenzenlose Solidarität statt G20" durch Hamburg.
Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch

Dies hier, am letzen Gipfeltag, ist die "gute" Demo, die friedliche, unter dem Motto "Grenzenlose Solidarität statt G20". Man wendet sich gegen den G20-Gipfel, aber es gibt noch einen weiteren Tagesordnungspunkt, der es auf die Agenda geschafft hat. "Ich bin hier, weil ich ein deutliches Zeichen gegen diese Chaoten setzen will", sagt Horst, ein 67-jähriger Pensionist, der seine Krücken griffbereit hat, um die Demostrecke bis zum Heiligengeistfeld in St. Pauli mitzugehen.

Die Demonstrationsteilnehmer zeigten sich kreativ.
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"Ich marschiere gegen die Gewalt", sagt er nicht ohne Stolz in der Stimme. Gegen die Gewalt, die von manchen G20-Staaten ausgeht, aber auch gegen den Radau, den Hamburg in den vergangenen Nächten erlebt hat, als der schwarze Mob völlig enthemmt durch die Innenstadt tobte. "Schrecklich ist das, die machen alles kaputt, weil sie viele harmlose und normale Demonstranten vergraulen", meint der Pensionist. Er selbst hat Nachbarn, die eigentlich auch auf die Samstags-Demo wollten, dann aber lieber zu Hause geblieben sind. Man weiß ja nie, ob die Lage nicht wieder eskaliert.

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Foto: REUTERS/Hannibal Hanschke

Lisa, Hamburger Studentin, ist ebenfalls aus zwei Gründen hier. "Mich kotzt die Klimapolitik von Donald Trump an. Ich bin jung, ich werde die Folgen noch zu tragen haben, wärhrend er dann schon längst nicht mehr im Amt ist", klagt sie und fügt hinzu: "Außerdem geht das mit diesen Krawallen gar nicht. Wenn wir friedlichen Demonstranten jetzt nicht ein deutliches Zeichen zeigen, dann bleiben nur diese grässlichen Ausschreitungen hängen und werden den G20-Gegnern angelastet. Das ist aber ein total falsches Bild."

Grundschullehrerin Patricia findet, dass sich die friedlichen Demonstraten jetzt sehr viel deutlicher von den Randalierern distanzieren müssen: "Ich will nicht mit denen in einen Topf geworfen werden. Sie zerstören nur sinnlos, sie protestieren ja gegen nichts."

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Attac, einer der Hauptorganisatoren der Demo, gibt schließlich eine Stellungnahme zu den Exzessen ab: "Attac hat mit den sinnlosen Zerstörungen der vergangenen Nacht in Hamburg nichts zu tun und lehnt sie ab."

Auch Angela Merkel und Donald Trump waren – wenn auch nur als Masken – bei der Demonstration dabei.
Foto: AFP PHOTO / STEFFI LOOS

Deutlicher wird der deutsche Innenminister Thomas de Maizière (CDU): "Die Brutalität, mit der extrem gewalttätige Chaoten in Hamburg vorgegangen sind, ist unfassbar und empörend. Das sind keien Demonstranten, das sind Kriminelle. Jedwede Form der Rechtfertigungsversuche aus dem politisch linken Spektrum sind blanker Hohn angesichts einer Vielzahl verletzter Polizisten und angesichts völlig willkürlich herbeigeführter massiver Sachbeschädigung."

Und während der Gipfel in Hamburg langsam zu Ende geht, ahnen viele in der Hansestadt: Er wird die Hamburger noch lange beschäftigen. (Birgit Baumann aus Hamburg, 8.7.2017)