Neue Impulse für die eigene Arbeit mit jungen Geflüchteten

Im September 2019 endete unser Projekt „vom FÜR zum MIT: Zugänge von jungen Geflüchteten in die Mitwirkungsstrukturen der Jugendverbandsarbeit“. Bei einer Fachveranstaltung in der FORUM Factory haben am 25. September 2019 Akteur_innen die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse aus über zwei Jahren Projektarbeit präsentiert.

Nach der Einführung von Johanna Bontzol aus dem Landesjugendring-Vorstand und dem Förderer-Grußwort von Dr. Philipp Laurenz Rogge (BMFSFJ) stellte Bernd Holthusen vom Deutschen Jugendinstitut die Studie „Ankommen nach der Flucht“ vor. In der Studie wurden mehr als hundert unbegleitete und begleitete junge Geflüchtete wiederholt zu ihrer Lebenssituation befragt. Die Studie macht mit zahlreichen Zitaten deutlich, wie prekär die Situation junger Geflüchteter nach ihrer Ankunft in Deutschland ist.

In der anschließenden Gesprächsrunde berichteten Engagierte und Aktivist_innen mit Fluchterfahrung über die aktuelle Situation junger Geflüchteter in Berlin. „Das, was in dem Vortrag erläutert wurde, ist seit vielen Jahren so. Und es ändert sich einfach nichts“, sagte Mohammed Jouni, aktiv bei Jugendliche ohne Grenzen, einem bundesweiten Zusammenschluss jugendlicher Geflüchteter. Reza Hossaini vom Verein Camp One und Rabee Butros, seit drei Jahren beim CVJM aktiv und Mitautor des Buchs „Hässlich Willkommen“ waren dabei ähnlicher Meinung und berichteten von eigenen Erfahrungen.

Die Arbeit mit jungen Geflüchteten intensivieren

Bei „vom FÜR zum MIT“ haben vier Jugendverbände über zwei Jahre neue Konzepte und Formate erarbeitet und erprobt, die junge Engagierte mit und ohne Fluchterfahrung nachhaltig zusammenbringen. Die Referent_innen aus den Verbänden berichteten in der anschließenden Podiumsrunde aus der Projektpraxis und ihre Ansätze und Gemeinsamkeiten, die sie immer wieder entdecken konnten. Alle konnten ihre Arbeit mit jungen Geflüchteten intensivieren und neue Impulse in den eigenen Strukturen setzen.

Nachdem die Besucher_innen des Fachtags in vier unterschiedlichen Themenforen existenzielle Fragen junger Geflüchteter, Zusammenarbeit mit Selbstorganisationen und diskriminierungssensible Bildungs- und Jugendverbandsarbeit diskutierten, schloss die Veranstaltung mit einer Podiumsdiskussion. Dabei ging es um aktuelle Herausforderungen junger Geflüchteter und wie Jugendarbeit ihnen begegnen kann.

Freizeit und Spaß werden von Existenzangst verdrängt

Das Gespräch spiegelte die Erfahrungen aus den Jugendverbänden klar wider: Junge Geflüchtete befinden sich in äußerst prekären Lebenssituationen. Viele haben Angst vor der Zukunft, leiden unter Depressionen und sind weiterhin ständigen Frustrationen ausgesetzt. Bettina Jarasch, integrationspolitische Sprecherin der Berliner Grünen betonte die Wichtigkeit der Angebote aus Jugendverbänden.

Marie-Abla Dikpor aus dem Landesjugendring-Vorstand und Mohammed Jouni von Jugendliche ohne Grenzen machten in der Diskussion insbesondere deutlich, dass Freizeit, Spaß und Räume, die sich junge Geflüchtete selbst erschlossen haben, zu oft in den Hintergrund rücken. Grund sind die existenziellen Fragen und Probleme, denen sie, auch und gerade im Jahr 2019, gegenüberstehen.

Die Projekt-Dokumentation als Broschüre ist bereits erschienen.

Bildergalerie vom Projektabschluss "vom FÜR zum MIT"