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Direktvermarktung: Keine Benachteiligung gegenüber Supermärkten! published on

Direktvermarktung: Keine Benachteiligung gegenüber Supermärkten!

ÖBV legt Vorschläge zu Direktvermarktung und Covid-19 vor

Der Wert der regionalen Versorgung mit gesunden und nachhaltig produzierten Lebensmitteln aus kleinbäuerlicher Landwirtschaft zeigt sich in der aktuellen Krise besonders deutlich. Doch es gibt auch dringenden Handlungsbedarf. „In unserem Hofladen ist die Nachfrage enorm gestiegen und auch viele andere Bäuerinnen und Bauern berichten von großer Unterstützung durch die KonsumentInnen. In der Direktvermarktung wurden Sicherheitsmaßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung von Covid-19 getroffen. Doch in manchen Regionen wurden die Bauernmärkte gesperrt und Zugänge zu Märkten erschwert. Betriebe, die keinen Zugang zu den Absatzkanälen des großflächigen Einzelhandels haben, dürfen jetzt nicht unter die Räder kommen. Wir wollen der großen Herausforderung durch Covid-19 gemeinsam begegnen, doch dafür braucht es konkrete Maßnahmen, um die kleinbäuerliche Landwirtschaft zu sichern und zu unterstützen”, so Hans Kriechbaum, Obmann der ÖBV-Via Campesina Austria.

Zunehmend Probleme für die Direktvermarktung
Viele Bauern und Bäuerinnen mussten bereits vor der Krise unter sehr schwierigen Bedingungen wirtschaften. Die Gefahr ist groß, dass sich diese Lage nun dramatisch verschärft. Probleme haben aktuell verschiedene Ursachen: fehlende Absatzmöglichkeiten, Arbeitsüberlastung, Einkommensausfälle, Schwächung von Lebensmittelhandwerk und KooperationspartnerInnen, niedrige Erzeugerpreise oder der Schutz bzw. Ausfall insbesondere von älteren Personen am Hof.

Trotz gesetzlicher Ausnahme (1) wurden in den letzten Wochen auf Bezirks- und Gemeindeebene sehr viele Bauernmärkte geschlossen. „Wir fordern, dass diese Bauernmärkte mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen wieder geöffnet werden oder alternative Möglichkeiten geschaffen werden. Wir haben dafür einige Vorschläge ausgearbeitet. Es darf zu keiner Benachteiligung von bäuerlicher Direktvermarktung gegenüber Supermärkten kommen.“, so Kriechbaum weiter.

„Der Markt auf dem ich stehe, wurde leider geschlossen. Für viele Betriebe ist es wichtig, dass dieser so bald wie möglich wieder geöffnet wird, damit wir unsere Produkte verkaufen können. Mir ist es ein großes Anliegen, das so abzuwickeln, dass weder meine Kundinnen und Kunden noch ich selbst gefährdet bin.”, so Daniela Kohler, Gemüsebäuerin aus Vorarlberg.

Vorschläge zur Unterstützung der bäuerlichen Direktvermarktung in der Krise
Die Vorschläge richten sich an die Gemeinden und Behörden, an die Marktorganisation, an KonsumentInnen, Nachbarschaftsnetzwerke und Bauern und Bäuerinnen. Auch die Regierung muss Maßnahmen und Härtefälle unterstützen. Viele Beispiele zeigen, dass es trotz sozialer Distanzierung solidarische Wege gibt:

Im Gegensatz zu Supermärkten kann an den meisten Orten die Verkaufsfläche von Bauernmärkten vergrößert werden. Marktstände können auch weiter auseinander platziert werden. Hinweisschilder und Markierungen helfen, damit der Sicherheitsabstand unter den KundInnen gewahrt bleibt. Genau wie in Supermärkten können Masken verteilt werden. Und auch der Zutritt könnte über Eingänge mit Schranken und ein Einbahnsystem bei Bedarf sicherer gestaltet werden. Auch eine Ausweitung des Marktangebots durch mehr Markttage könnte angedacht werden. So kann der gleichzeitige Besucherandrang reduziert und das Einkaufen unter freiem Himmel wieder gefördert werden. Viele Betriebe setzen bereits auf Vorbestellungen ihrer Kundschaft, sodass die Kundenbesuchszeiten auf ein Minimum reduziert werden.

„Einige Gemeinden haben ihre EinwohnerInnen bereits in Aussendungen informiert, wo aktuell Lebensmittel aus der Region verfügbar sind. So auch unsere Gemeinde in Vöcklamarkt. Damit werden die bäuerlichen Betriebe solidarisch unterstützt. Ein Beispiel, dem andere folgen könnten!”, erklärt Hans Kriechbaum weiter.

Gemeinden oder selbstorganisierte Gruppen können auch ein gemeinsames Online-Bestellsystem für bäuerliche Produkte einrichten. (2) „Dies würde uns in der Vermarktung massiv entlasten. Wenn meine KundInnen vorbestellen, die Abholung gebündelt erfolgt und uns die Gemeinde eine Abholstelle zur Verfügung stellt, kann ich mich auf die Arbeit am Hof konzentrieren. Bezahlung wäre dann einfach bargeldlos per Rechnung möglich.”

Auch Nachbarschaftsnetzwerke, die eine gemeinsame (Vor-)Bestellung und Verteilung der Lebensmittel organisieren, können während und über die Krise hinaus zum Erfolgsmodell werden. FoodCoops haben hier bereits viel Vorwissen gesammelt. (3)

Viele Hofläden, Bauernläden oder Lieferdienste bieten betroffenen Bauern und Bäuerinnen an, ihre Produkte ins Sortiment aufzunehmen oder gemeinsam zu vermarkten.

Und ebenso können Medien und alle Menschen darüber berichten und gute Ideen und Initiativen weiterverbreiten.

„Es gibt bereits viele positive Beispiele. Alle Maßnahmen bauen darauf auf, die Covid-19-Pandemie einzudämmen und die Gesundheit der Menschen ins Zentrum zu stellen. Um das zu erreichen, braucht es Solidarität und Netzwerke der gegenseitigen Hilfe. Damit wird zugleich eine Saat gesät, die auch Hoffnung für die Zukunft gibt.“, so Kohler abschließend.

Hintergrundinformationen:

(1) https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2020_II_96/BGBLA_2020_II_96.html und https://www.bmlrt.gv.at/land/produktion-maerkte/coronavirus-landwirtschaft.html

(2) Entsprechende Software, über die dies effizient organisiert werden kann, gibt es bereits.

(3) https://foodcoops.at/2018/01/20/wie-grunde-ich-eine-foodcoop/

Rückfragen & Kontakt:

Franziskus Forster
ÖBV-Via Campesina Austria
Tel.: +43-650 68 888 69

www.viacampesina.at