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Tag des kleinbäuerlichen Widerstands und Covid 19: Rechte stärken und Hunger bekämpfen! published on

Tag des kleinbäuerlichen Widerstands und Covid 19: Rechte stärken und Hunger bekämpfen!

Für ein gutes Klima - mit Kleinen Höfen und große Vielfalt

Kleinbauern und -bäuerinnen und Landarbeiter*innen fordern ihre Rechte ein

Link zu Kurzvideo von La Via Campesina

Hier könnt ihr die Fotos und ein Video von den Aktionen ansehen.

Am Tag des kleinbäuerlichen Widerstands, machen Millionen Menschen weltweit – und auch in ganz Österreich – gemeinsam mit La Via Campesina unter dem Motto „Bleib daheim aber sei nicht leise!“ auf die wertvolle und systemrelevante Arbeit auf den kleinen Höfen und von Arbeiter*innen im Lebensmittelsektor aufmerksam. [1] „Zugleich wird diese Arbeit weltweit oft unter besonders schlecht bezahlten, prekären und gefährlichen Bedingungen geleistet. Oftmals ohne angemessenen Zugang zu Gesundheitsversorgung oder relevanten Schutzmöglichkeiten. Deshalb fordern wir die Rechte von Kleinbauern und -bäuerinnen, sowie Arbeiter*innen im Lebensmittelsystem ein!“, so Franziskus Forster von der ÖBV-Via Campesina Austria.

In vielen Ländern sind durch den Lockdown und die Schließung von Bauernmärkten Millionen Kleinbäuer*innen – oft auch mit brutaler Gewalt – vom Zugang zu ihren Märkten abgeschnitten (siehe Kurzvideo). Der Lockdown darf nicht zum Ausschluss und zu Hunger führen. Das ist eine Gefahr für alle Menschen, die diese Strukturen brauchen, um sich zu ernähren. Rund 70 Prozent der Nahrungsmittelerzeugung weltweit wird von Kleinbäuer*innen sichergestellt. Mitglieder von La Via Campesina in Asien, Afrika, Europa und den Amerikas fordern weltweit ihre Regierungen auf, schnell und verantwortungsvoll Schutzmaßnahmen zu ergreifen und die Öffnung der bäuerlichen Märkte zu ermöglichen. [2]

Mit einer Agrarwende krisensicher in die Zukunft

Auf allen Ebenen offenbart die Corona-Pandemie die Verwundbarkeit des derzeitigen globalen Ernährungssystems, das von der industriellen Landwirtschaft dominiert wird. Die Covid-19-Krise zeigt ebenso wie die Klimakrise und das Artensterben besonders deutlich, dass es dringend Veränderungen braucht. [3]

„Die industrielle Landwirtschaft riskiert und gefährdet die Zukunft von uns allen. Kleine Höfe mit vielfältiger Kreislaufwirtschaft und Agrarökologie sichern überall auf der Welt auch in Krisenzeiten die regionale, nachhaltige und gesunde Versorgung. Wir zeigen vor, wie klimafreundliche und vielfältige Landwirtschaft geht! Weltweit steht die kleinbäuerliche Landwirtschaft aber unter Druck. Das muss sich ändern! Mit den Rettungspaketen und Konjunkturprogrammen muss ein Übergang in ein agrarökologisches, nachhaltiges Lebensmittelsystem eingeleitet werden!“, so Forster weiter.

Auch die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU, eine Neuausrichtung der Handelspolitik zur Stärkung von agrarökologischer Landwirtschaft und die Farm-to-Fork-Strategie im Rahmen eines europäischen Green Deal, sowie die UN-Erklärung über die Bäuerlichen Rechte (UNDROP) [4], müssen dafür genutzt werden. Das hält ein breites europäisches Bündnis in einem Offenen Brief  an die EU-Kommission, die Parlamentarier*innen und die Agrarminister*innen fest. [5]

Warnung vor einer neuen globalen Ernährungskrise

Der Welternährungsausschuss (CFS) warnt, dass die Covid-19 Pandemie eine weltweite Ernährungskrise auszulösen droht. Die Ursachen von Hunger und Mangelernährung sind in Armut und Ungleichheit begründet, die durch die aktuelle Krise und durch das industrielle Agrarsystem immer weiter vertieft werden. [6] „Das muss verhindert werden. Jetzt braucht es unmittelbare und wirksame Hilfe, einen Schuldenschnitt und den gerechten Beitrag der Reichen. All das darf nicht mit neoliberalen Auflagen verbunden werden, sondern muss die Ernährungssouveränität und das Menschenrecht auf Nahrung stärken. Ernährungssouveränität bedeutet nicht nationale Abschottung, sondern kann nur eine globale, solidarische und demokratische Antwort auf die Krise sein. Deshalb setzen wir uns weltweit für unsere Rechte ein!“ so Forster abschließend. [7]

Hintergrundinformationen

[1] Fotos von den Aktionen gibt es hier und den ÖBV-Aktionsflyer hier

[2] Überblick über die Berichte und Positionen von Mitgliedsorganisationen von La Via Campesina aus verschiedenen Ländern – Laufende Updates aus europäischen Ländern auf www.eurovia.org – Forderungen der Sezonieri-Kampagne zu Erntehelfer*innen in Österreich

[3] Siehe den Überblick und Handlungsempfehlungen vom International Panel of Experts for Sustainable Food Systems (IPES-Food): „COVID-19 und die Krise in den Lebensmittelsystemen: Symptome, Ursachen und mögliche Lösungen“ (April 2020, deutsche Übersetzung) – sowie Originalversion unter www.ipes-food.org

[4] Erklärung der Vereinten Nationen über die Rechte von Kleinbauern und -bäuerinnen und anderen Menschen, die in ländlichen Regionen arbeiten (UNDROP): https://www.un.org/depts/german/gv-73/band1/ar73165.pdf

[5] Offener Brief: Download

[6] Welternährungsausschuss (CFS) und FIAN International

[7] Am 17. April 1996 wurden Mitglieder der Landlosenbewegung MST durch die Militärpolizei des Bundesstaates Pará in Brasilien ermordet. Bis heute wurden die Täter nicht bestraft. Dieser Vorfall schockierte die ganze Welt und sorgte insbesondere in ländlichen Regionen für Aufruhr. La Via Campesina organisierte Solidaritätsaktionen, forderte Gerechtigkeit ein und mobilisierte bäuerliche Bewegungen für ein Ende der Straflosigkeit von Konzernen und Staaten. Der 17. April wurde als „Internationaler Tag des kleinbäuerlichen Widerstands“ ausgerufen, um die Erinnerung an bäuerlichen Widerstand lebendig zu halten.

Kontakt

Franziskus Forster
ÖBV-Via Campesina Austria
Tel.: +43 650 68 888 69

www.viacampesina.at