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Zum globalen Klimastreik am 25.9.2020:

Zeit für eine neue Wirtschaft nach Cradle to Cradle


Berlin, 23.09.2020


Sehr geehrte Damen und Herren,

der Klimastreik der Fridays for Future am 25. September wird wieder Vieles bewegen: die Politik, die Medien und die Gemüter — die meisten von ihnen jedoch nur in zwei Richtungen: Liebe oder Hass, dazwischen ist in unserem Zeitalter des „Empörialismus“ nicht viel los. Als NGO jedoch, die sich einem neuen Wirtschaften verschrieben hat, das Umwelt und Ressourcen nicht weiter ausbeutet, argumentieren wir jenseits von Gut und Böse und beobachten die Klimaproteste daher mit gemischten Gefühlen. Ganz aktuell zeigt der Blick auf die kalifornischen Waldbrände, dass uns die Zeit für Klimaschutz davonrennt, also begrüßen wir natürlich den großen Erfolg der Klimabewegung — denn so darf es keinesfalls weitergehen! Zugleich blicken wir auf den Erdüberlastungstag, der selbst durch den gigantischen Corona-Lockdown um gerade mal 24 Tage nach hinten verschoben wurde, und immer noch im August liegt. Die Strategie des Verzichts, die auf den Klimademos eingefordert und von der Politik schrittweise umgesetzt wird, ist also gerade mal ein Tropfen auf den heißen Stein. Um ökologische Probleme wirklich zu lösen, müssen wir erheblich mehr als nur Schadensbegrenzung erreichen.

Dass wir unserer Umwelt mit der jetzigen Wirtschaftsweise Schaden zufügen, darin sind wir uns mit den Fridays for Future voll und ganz einig: Raubbau an der Natur, Produkte für die Tonne, die systematische Ausbeutung ganzer Erdbevölkerungsteile. Doch während auf den Bannern der Klimademos und in den Gesetzesentwürfen der Großen Koalition letztlich steht: „Tut weniger Falsches!“, „Verzichtet auf das Schlechte!“ und „Reduziert euren ökologischen Fußabdruck, ihr Schädlinge!“, schauen wir auch nach vorne und rufen: „Lasst uns mehr vom Richtigen tun!“ und „Lasst uns Nützlinge sein, die einen möglichst großen ökologischen Fußabdruck hinterlassen — einen positiven!"


Forderungen und politische Aktionen sind nicht zu Ende gedacht


Dabei handelt es sich nicht nur um einen wichtigen Perspektivwechsel, sondern um den entscheidenden — das lässt sich am Beispiel Klimaschutz zeigen. Die zentrale und teils panisch vorgetragene Forderung von Klimaaktivist*innen, die Erderwärmung durch radikale Reduktionen von Treibhausgasemissionen zu bremsen, entspricht der so ziemlich einzig vorhandenen politischen Idee zur Lösung des Problems. Unter dieser Prämisse werden nun viele Dinge angestoßen, die uns diesem Ziel zwar näherbringen, aber offensichtlich nicht zu Ende gedacht sind: Wärmedämmstoffe, die zwar kaum noch Energie aus dem Haus lassen, dadurch aber auch Giftstoffe von Produkten, die nie für Innenräume gemacht wurden, im Haus halten. Solarzellen, die für wenig Geld viel Strom produzieren, dabei aber einzig auf Effizienz und nicht auf Kreislauffähigkeit optimiert wurden und dadurch letztlich zu Sondermüll werden. Es scheint, als hätten sich viele Entscheider*innen in Politik und Wirtschaft die Aufforderung, in Panik zu geraten, sehr folgsam zu Herzen genommen. Inzwischen ist der Handlungsdruck auf die Politik gar so immens, dass weitsichtige, abgewogene und ganzheitlich-ökologische Entscheidungen kaum noch eine Chance haben. Setzen wir aber diese Panik-Politik und ihren dogmatischen Reduktionskurs fort, verschärfen wir eine ganz andere Krise, die zwar weniger thematisiert wird, aber längst nicht weniger gefährlich ist: die Ressourcenkrise — und so bleiben wir im Hamsterrad des Krisen-Hoppings gefangen.


Das Richtige tun, statt weniger vom Falschen


Statt also mit vielen großen Worten, gutem Willen, hohen Kosten und vielen Verboten kaum CO2 zu reduzieren, sollten wir Kohlenstoff endlich als das behandeln, was er ist: Ein Rohstoff, den wir in unendlichen Kreisläufen führen sollten und können. Mit einem smarten Kohlenstoffmanagement können wir positiv definieren, in welchem Klima wir leben möchten — statt, wie bislang, hinterher zu hecheln und dabei immer wieder festzustellen, dass uns das Klima schon jetzt um die Ohren fliegt. Statt hohe Steuern auf Emissionen und auf menschliche Arbeitskraft zu erheben, sollten wir Steuern auf alle Ressourcen erheben. Denn erst wenn deren Verbrauch eingepreist wird, zahlen wir für Nahrung, Kleidung, Mobilität und vieles andere einen reellen Preis und haben dann eine reelle Chance auf einen wirklich umfassenden Umweltschutz.

Unser Beitrag zum Global Climate Strike ist daher eine konstruktive Ergänzung zu der konservativen Forderung nach Verzicht. Er lautet: Weniger schlecht ist noch längst nicht gut! Mit dem richtigen Management ist CO2 kein Gift-, sondern ein Rohstoff. Und Probleme können wir langfristig nur durch die Flucht nach vorne lösen. Wir brauchen also nicht nur weniger Konsum und weniger Wirtschaft, sondern andere Formen davon — bessere! So können wir auch 10 Milliarden Menschen versorgen, ohne ständig Angst vorm Weltuntergang haben zu müssen. Denn mit den richtigen Ideen sind wir keineswegs zu viele — sondern eine Bereicherung für die Erde.

Bei Fragen zu Cradle to Cradle oder Interviewwünschen mit unserem geschäftsführenden Vorstand wenden Sie sich bitte an Isabel Gomez.

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