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Britische Überseegebiete sind Top-Steueroasen für Firmen

Die Nicht-Regierungsorganisation Tax Justice Network hat sich Steueroasen für Unternehmen angeschaut und ein neues Ranking veröffentlicht. Auf den ersten drei Plätzen liegen britische Überseegebiete - die Ränge eins bis sechs belegen OECD-Staaten oder von ihnen abhängige Gebiete, geht aus dem "Corporate Tax Havens Index" hervor. Österreich ist auf Rang 33 von insgesamt 70 genannten Ländern.

Ohne Steuersorgen unter Palmen
Ohne Steuersorgen unter Palmen

Das Ranking zeige, welche Staaten Gewinnverschiebungen und Steuermissbrauch von multinationalen Konzernen am stärksten ermöglichen. In Summe seien die OECD-Staaten für mehr als zwei Drittel der weltweiten Möglichkeiten für Steuermissbrauch von Konzernen verantwortlich, heißt es in einer Pressemitteilung.

An erster Stelle der führenden Unternehmenssteueroasen befinden sich die Britischen Jungferninseln, gefolgte von den Kaimaninseln und Bermuda - Gebiete, in denen die britische Regierung volle Befugnisse hat, Gesetze zu erlassen oder zu blockieren. Dahinter folgen auf den Rängen vier, fünf und sechs die Niederlande, die Schweiz und Luxemburg. Auf Platz sieben liegt Hongkong. An achter Stelle befindet sich mit der Kanalinsel Jersey ein weiteres Gebiet unter britischer Oberhoheit. Zu den Top-Ten zählen auch noch Singapur (Rang neun) und die Vereinigten Arabischen Emirate (Rang zehn). Österreich liegt auf Platz 33. Hinter Österreich folgen Dänemark (34) und Liechtenstein (35). Deutschland befindet sich auf Rang 23, die USA auf Platz 25 und China auf Rang 19.

Die OECD wird kritisiert. Das Ranking mache deutlich, warum die OECD, die die Regeln im globalen Steuerwesen setze, kaum Fortschritte im Kampf gegen den Steuermissbrauch von Konzernen erreiche, heißt es in einer Pressemitteilung. Von den "verwässerten" OECD-Standards würden Staaten als "nicht schädlich" eingestuft, die laut Corporate Tax Havens Index(CTHI)-Ranking für 98 Prozent der weltweiten Möglichkeiten für schädliche Steuerpraktiken verantwortlich seien. Auch die aktuellen OECD-Pläne für eine Reform der globalen Steuerregeln enthielten keine grundlegende Lösung gegen die Steuertricks multinationaler Konzerne, so David Walch von Attac Österreich. "Dabei müsste gerade die Corona-Pandemie ein Anlass dafür sein, dass Konzerne endlich einen gerechten Beitrag zur Finanzierung der Krisenkosten leisten."

Vorgeschlagen wird von Attac und Tax Justice Network eine Vereinfachung der internationalen Konzernbesteuerung - die sogenannte Gesamtkonzernsteuer mit einem Mindeststeuersatz von 25 Prozent. Dabei wird der globale Gesamtgewinn eines Konzerns anteilig je nach Wertschöpfung auf die Staaten aufgeteilt und dann besteuert. Gefordert wird zudem, die OECD-Steuerregeln durch einen global inklusiven Prozess im Rahmen der Vereinten Nationen zu ersetzen.

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