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Das sogenannte Upcycling hat eine lange Tradition: "Not macht erfinderisch!" und schon wurde aus einer verschlissenen Hose ein Hemd gemacht. Aber: Ist Upcycling heute bloß ein Lifestyle oder steckt doch mehr dahinter? Von Wolf Siebert
"Upcycling" – das ist Neusprech und bezeichnet etwas, was viele schon lange kennen: "Aus alt mach neu" oder "Bevor du etwas wegwirfst: Denk nach, was du daraus machen könntest!"
Vielleicht hatte man eine Oma, die erzählte, dass sie nach dem 2. Weltkrieg aus einem alten Stahlhelm ein Salatsieb gemacht hat, weil es nichts anderes gab. Oder man erinnert sich noch selbst an das Gefühl, ein Hemd zu tragen, das die Mutter aus der Hose des älteren Bruders genäht hatte, das aber leider nicht ganz so "cool" wie die Hemden der Freunde war.
Aus Gummistiefeln werden Blumentöpfe
Wieder verwenden und etwa Neues gestalten: Inzwischen ist daraus gerade in Städten wie Berlin ein Trend geworden: Mützen, die aus alten "Blaumännern“ gemacht werden; Bilderahmen, die aus Türen von Abbruchhäusern entstanden sind. Und schließlich ganz simpel: Garderobenhaken, die früher mal Gabeln und Löffel waren. Ganz zu schweigen von den ausrangierten Gummistiefeln, die auf dem Balkon oder im Garten eine neue Funktion als alternative Blumentöpfe gefunden haben.
Da schwingt eine Menge an "Lifestyle" mit. Aber in Zeiten von Rohstoffknappheit, wachsender Weltbevölkerung und gigantischer Abfallmengen ist das Thema längst auch in der Politik angekommen: Müllvermeidung und Recycling - diese Themen begleiten uns im Alltag.
Schon 2015 hat die EU-Kommission einen "Aktionsplan" beschlossen – mit einem gewaltigen Anspruch: Die beste Müllvermeidung ist es, wenn wir unsere Produkte so herstellen, dass sie immer wieder verwendet werden können. Müll soll also gar nicht erst entstehen. Aber: Ist der Abschied von der Wegwerfgesellschaft möglich?