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Kassel ist jetzt virtuell erlebbar: Stadt wurde als 3D-Modell nachgebaut

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Virtuelles Modell der Stadt Kassel, hier ein Blick über die Unterneustadt und die Fulda. Oben links ist der Königsplatz zu sehen, rechts daneben die Martinskirche.
Digitaler Zwilling der Stadt Kassel: Es wurde auf Basis von städtischen Daten ein 3D-Modell der Stadt erstellt. Hier ein Blick über die Unterneustadt und die Fulda. Oben links ist der Königsplatz zu sehen, rechts daneben die Martinskirche. © Illustation Stadt Kassel

Ab sofort ist die Stadt Kassel als 3D-Modell über einen virtuellen Stadtplan erlebbar. Wir erklären die wichtigsten Fragen zu dem digitalen Projekt.

Die Stadt Kassel gibt es nun ein zweites Mal in der digitalen Welt. Ein 3D-Modell der Stadt wurde für das städtische Geoportal aufwendig nachgebaut. Jedes Haus, jeder Baum und jeder Schattenwurf sind dort detailgetreu zu erkennen.

Nutzer können sich so durch die digitale Stadt navigieren und sich zudem viele Informationen zu städtischen Bäumen, öffentlichen Einrichtungen, Sport-, Bildungs- und Kulturstätten sowie Kunstwerken anzeigen lassen. Nun ist das digitale Angebot, auf dessen Daten jeder kostenfrei zugreifen darf, online nutzbar.

Was bietet das neue 3D-Modell von Kassel? Im Prinzip funktioniert es wie Google Earth. Es gibt aber auch wesentliche Unterschiede. So sind viele zusätzliche Informationen und Details zu Bauwerken und anderen Objekten im Stadtgebiet in dem 3D-Modell hinterlegt. Durch ein Anklicken der Objekte werden entsprechende Inhalte angezeigt, insofern diese datenschutzrechtlich unbedenklich sind. Informationen zu Bewohnern und Eigentumsverhältnissen an Gebäuden sind etwa gesperrt.

Welche Inhalte sind denn freigegeben? Es ist etwa möglich, sich zu jedem von 47.000 abgebildeten städtischen Bäumen Informationen zu Alter, Stammumfang usw. anzeigen zu lassen. Die Daten stammen aus dem Baumkataster. Bei privaten Bäumen und Bäumen des Landes (gilt auch für Parks der MHK) geht dies nicht. Allerdings können auch diese dreidimensional über eine Laserscanning Punktwolke eingeblendet werden und ergeben so ein realistisches Bild der grünen Stadt.

Zudem kann der Nutzer sich öffentliche Gebäude (Ämter, Gerichte etc.), wichtige Einrichtungen (Apotheken, Defibrillatoren-Standorte), Kultur- und Sportstätten etc. anzeigen lassen. Diese sind mit weiteren Serviceinformationen hinterlegt. Integriert sind zum Beispiel auch sämtliche Stolpersteinstandorte und drei documenta-Kunstwerke. Der Plan ist, diese Kunstwerke nach und nach zu vervollständigen.

Das digitale Modell der Stadt Kassel, hier die Treppenstraße im Innenstadtbereich und der Obelisk.
Viele Details sind Modell erkennbar: Wenn man noch näher an den Obelisken heranzoomt, kann man sogar die Inschrift lesen. © Illustration Stadt Kassel

Wofür kann man das Modell nutzen? Die Nutzungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig. So kann man es etwa nutzen, um die Stadt aus der Vogelperspektive oder auf Straßenniveau zu entdecken. Auch vorgefertigte virtuelle Rundflüge werden angeboten und können auch individuell – etwa für Präsentationen – erstellt werden. Zudem ist es für die Recherche und Planung nützlich.

Mit verschiedenen Werkzeugen können Fassaden- und Dachflächen vermessen werden, um beispielsweise Angebote von Handwerksfirmen einholen zu können. Auch ist es möglich, mittels einer Zeichenfunktion einfache 3D-Modelle einzuzeichnen. Dies kann für die Standortsuche für Bauprojekte nützlich sein. Weil auch der Verlauf der Schattenwürfe für jeden Tag des Jahres dargestellt werden können, ist die Anwendung auch hilfreich, um Fotovoltaikanlagen und Ähnliches zu planen.

Und auch für die Planung von Balkonen und Terrassen gibt es Anwendungen. Über eine Sichtbarkeitsanalyse kann simuliert werden, was von einem bestimmten Standpunkt (Häuser, Dächer, Kirchturmspitzen) aus zu sehen ist. So kann man simulieren, welchen Ausblick ein Balkon oder eine Fensteröffnung bieten wird.

Wie ist es mit den Rechten für die Nutzung? Es handelt sich um eine kostenfreie Open-Data-Anwendung, die von jedermann zu jedem Zweck genutzt, weiterverbreitet und weiterverwendet werden darf.

Wie realistisch ist die Darstellung? Sämtliche 60.000 Gebäude wurden anhand der städtischen Daten digital nachgebaut. Auf die Fassaden und Dächer können Daten aus Luftbildern projiziert werden. Dadurch wirkt die Darstellung noch realistischer. Wobei der Nutzer die Wahl hat zwischen Daten aus 2020 und 2017. Dadurch werden Veränderungen erkennbar. Zudem können die Bäume eingeblendet werden (Winter- und Sommerversion).

Wie gut ist die Navigation und Handhabung des Systems? Es ist eigentlich relativ selbsterklärend. Die Vielzahl von Werkzeugen und unterschiedlichen Darstellungsoptionen muss sich der Nutzer aber erst Stück für Stück erschließen. So ist es beispielsweise auch möglich, sich von gewünschten Ansichten PDF-Dateien (verschiedene Auflösungen möglich) zu generieren, um diese zu verschicken oder auszudrucken.

Die Stadt verändert sich. Mus deshalb nicht auch das Modell stetig weiterentwickelt werden? Ja, die Pflege des 3D-Modells soll fortlaufend erfolgen. In der aktuellen Version sind auch noch einige Verbesserungen möglich. So sind die Fassaden mit Schrägluftbilddaten belegt. Zum Teil waren die Fassaden zum Zeitpunkt der Aufnahmen aber durch Fahrzeuge etc. teilweise versperrt.

Diese sieht man nun auch auf den Fassaden, was etwas irritierend ist. Sollten Nutzer im Modell Fehler auffallen, können sie diese gerne an das Amt für Vermessung und Geoinformation weiterleiten. Dort wird das Modell weiter gepflegt. Viele Baustellen sind natürlich noch nicht in der aktuellsten Version erkennbar.

Was hat die Erstellung des 3D-Modells gekostet? Nach Auskunft von Stadtbaurat Christof Nolda lassen sich die Kosten kaum beziffern, weil die Datengrundlage für das System vor allem in jahrelanger Arbeit durch städtische Mitarbeiter entstanden ist. (Bastian Ludwig)

kassel.virtualcitymap.de

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