Werkstatt #4: Home, Salty Home

Am Wochenende vom 15. bis zum 17. Juli 2022 fand in Salzwedel die vierte Werkstatt des Kulturhanse-Laborprogramms statt. Die Gastgeber*innen Yulian Ide und Anne Buch vom Bürgermeisterhof und der Kultur-Nische im Gespräch mit Kulturhanse Crewmitglied Juliane Döschner.

Juliane: Für die Kulturhanseat*innen ist es oft eine bereichernde Erfahrung, bei den anderen Teilnehmenden vor Ort zu sein, ihre Crews, Räume, Bedingungen und Potenziale kennenzulernen. Gleichzeitig ist es mit Aufwand verbunden, Gastgeber*in einer Werkstatt zu sein. Wie war das für euch?

Anne: Eine Werkstatt zu hosten bietet die Chance, Akteure aus dem Umfeld einzubinden und überhaupt mal wieder klar Schiff zu machen. Es hat mich gefreut, dass Yulian so viele Mitstreiterinnen mobilisieren konnte und es ist toll zu sehen, wie sich Räume verändern, Ideen inszeniert und lebendig werden.

Yulian: Die Werkstatt hat beiden Vereinen schon im Vorhinein viel gebracht. Wir haben einige Projekte angestoßen, die schon lang in der Schublade lagen, und sie nun einfach angepackt und umgesetzt. Etwa die Herberge in der Kultur-Nische, die einige Teilnehmer*innen erstmals getestet haben. Oder der Magische Raum, den Moni zum Ausklang der Werkstatt vorstellte. Oder das Hofkino am Freitagabend – zwar lief nicht alles perfekt, aber wir haben Erfahrungen gesammelt und machen damit weiter. Das Wochenende hat einige Leute in den Vereinen, die bisher nicht bei der Kulturhanse dabei waren, motiviert, gute Gastgeber zu sein, Salzwedel gut darzustellen und teilzuhaben. Das war ziemlich cool.

Anne: Und auch in den künftigen Seminarräumen im Bürgermeisterhof – hell, lichtdurchflutet, mit einem wunderschönen Biedermeier-Sofa und kunstvollen Holzlampen – hat es Spaß gemacht, sich als Kleingruppe in die verschiedenen Räume zurückziehen oder auf den urigen Hof zu gehen.

Juliane: Nicht zu vergessen all die kreativen Produkte im Gemeinschaftsladen der Hansenbande – hier verging die Pause sehr schnell! Im Fokus der Werkstatt stand, Stakeholder aus verschiedenen Bereichen mit euren Labor-Konzepten anzusprechen und ihr Knowhow, ihre Unterstützung, sie für Zusammenarbeit zu gewinnen. Mit unseren Gästen Volker Lahmann (Amt für Kreisentwicklung / Existenzgründungsberater), Marion Zosel-Mohr (Vereinsvorsitzende der Freiwilligen-Agentur Altmark e.V.) sowie Carina Emig (Pressesprecherin der Gesunden Region Beetzendorf) und Enrico Lehnemann (Bürgermeister in Beetzendorf) konnten wir das gleich in die Praxis umsetzen. Wie ist euer Feedback zur Werkstatt, was habt ihr mitgenommen?

Anne: Es war eine kreative, lockere Atmosphäre und die Zeit war viel zu kurz, um all die spannenden Menschen aus ähnlichen Projekten kennenzulernen. Nach der Einführung, wie wir unsere Idee verschiedenen Akteuren und potenziellen Unterstützern plausibel erklären können, sind wir bei einem Gespräch mit den Gästen ganz schön ins Schlingern geraten. Sich einem ehrlichen Feedback von jemanden zu stellen, der nicht aus der eigenen Blase kommt, war wirklich eine lehrreiche Erfahrung und hat uns zum Nachdenken und Fokussieren ermuntert. Ich denke, für uns in Salzwedel muss noch einiges an Übersetzungsarbeit stattfinden. Vieles in den Projekten läuft intuitiv. Das ist auf der einen Seite charmant, auf der anderen Seite hilft die Kulturhanse, Zusammenhänge zu erkennen, sich zu verorten und Dynamiken zu verstehen.

Yulian: Die Gäste waren großartig und ihr Feedback hilfreich. Insgesamt war das Wochenende total schön und ergiebig. Das Konzept von unserem „Zukunftshafen“ hat sich weiter- und anders entwickelt. Viele Dinge sind klarer geworden, auch in der intensiven Peer-Beratung mit „Salzwedel in der Werft“: Welche Bedarfe und Herausforderungen gibt es eigentlich bei uns vor Ort in Salzwedel? Welche Rolle spielen wir darin und wie können wir zu einer positiven Entwicklung beitragen?

Juliane: Auch der Input von Alice Krins zur Gemeinwohlökonomie – ein Themenkomplex, der für die Gründung gemeinwohlorientierter Gründungslabore relevant ist – hat das Programm bereichert. Die vierte Werkstatt war das Bergfest des Laborprogramms. Wie geht es euch in der Kulturhanse?

Yulian: Für mich war es schön, dass Anne und Alice als Salzwedler Crew-Mitglieder in dieser Werkstatt dabei waren. Zudem haben wir viele Dinge nachhaltig angestoßen durch die Kulturhanse. Wir weckten die Kultur-Nische auf, machen mit monatlichen Treffen weiter und es entstand eine coole neue Dynamik.

Anne: Ein bisschen ist es auch wie eine Selbsthilfegruppe, wenn über Hindernisse und Herausforderungen gesprochen wird, wenn dieselbe Leidenschaft für Dinge spürbar wird. Erstaunlich, dass an so vielen verschiedenen Orten so ähnliche Prozesse im Gange sind. Es ist manchmal schwer, das in Worte zu fassen. Aber offenbar gibt es Menschen, die solche Dinge erforschen, strukturieren und systematisieren. Aus dieser Perspektive ist die Kulturhanse für mich sehr hilfreich.