Trockenheit in Ostdeutschland: Zusammen das Wasser halten

Die Initiative „Wasser bewegt Berlin“ ruft Berlin und Brandenburg auf, durch eine gemeinsame Planung eine Krise bei der Wasserversorgung abzuwenden.

Rettungsring vor Wasserfläche

Gesucht: rettende Ideen für den regionalen Wasserhaushalt Foto: dpa

BERLIN taz | Die Initiative „Wasser bewegt Berlin“ und weitere regionale Akteure haben einen dringlichen Appell an die Politik in Berlin und Brandenburg gerichtet, den Wasserhaushalt in der Region künftig gemeinsam zu organisieren und eine Krise der Versorgung abzuwenden. Bei einem Pressegespräch am Dienstag forderten sie die Gründung eines länderübergreifenden „Wasserverbundes“, um die Problemlage der zunehmenden Trockenheit zu untersuchen und daraus verbindliche Maßnahmen abzuleiten. Als Vorbild nannten sie bereits funktio­nierende Zusammenschlüsse wie den Verkehrsverbund Berlin Brandenburg.

„Wasser bewegt Berlin“ ist im Rahmen der Stiftung Zukunft Berlin tätig. Die Initiative befasst sich seit über 10 Jahren mit Fragen zum Thema Wasser und organisiert dazu unter anderem Diskussionsrunden. Zuletzt veranstaltete sie seit November 2021 eine dreiteilige Gesprächsreihe, die in der vergangenen Woche mit dem „26. Stadtgespräch Wasser“ im Sälchen des Holzmarkts endete. Daran beteiligt waren das Zukunftsforum Berlin-Brandenburg sowie das Kommunale Nachbarschafts­forum (KNF), ein länderübergreifendes Bündnis zum Austausch zwischen Brandenburger Gemeinden und Berliner Bezirken.

„Die nächste Hitzewelle kommt, der Klimawandel läuft weiter, uns fehlt mittlerweile ein gesamter Jahresniederschlag in der Region“, sagte Markus Müller von „Wasser bewegt Berlin“. Weil sich diese Situation wohl noch verschärfen werde, sei Kooperation gefragt. Berlin entwickle derzeit einen „Masterplan Wasser“, Brandenburg ein „Niedrigwasserkonzept“ – die Aktivitäten in beiden Ländern müssten aber viel stärker verzahnt werden. Es gehe etwa um Fragen wie die Ansiedlung von Wohngebieten und Industriestandorten, aber auch um Maßnahmen, mit denen das vorhandene Wasser am schnellen Abfluss aus der Region gehindert werde, so der Landschaftsplaner.

Müller verwies auf die Herausforderung, die das Ende des Braunkohltagebaus in der Lausitz für die Region darstellt: Floss durch das Abpumpen der Gruben dort über viele Jahrzehnte mehr Wasser in Richtung Berlin, als natürlicherweise zu erwarten wäre, wird nun die Flutung dieser Gruben den Zufluss über einen langen Zeitraum reduzieren. „Das muss man gut austarieren“, so Müller, die vorliegenden Berechnungen seien zum Teil nicht mehr aktuell. Ähnlich wichtig sei es, die Entwässerungssysteme in der Landschaft umzubauen, die zuletzt in der DDR erweitert worden seien. In vielen dieser Gräben lasse sich Niederschlagswasser nicht mehr nach Bedarf stauen, weil die Anlagen marode seien – es fließe einfach ab.

Fischtreppen oder Staustufen?

Marco Rutter, Bürgermeister von Petershagen/Eggersdorf im Landkreis Märkisch-Oderland und Vorstand des Kommunalen Nachbarschaftsforums, verwies auf die Komplexität von Entscheidungen, die sich im Zusammenspiel von regionalem Wasserhaushalt und Naturschutz ergeben. So habe man in der Vergangenheit Staustufen im Fredersdorfer Mühlenfließ abgebaut, um Fischtreppen anzulegen – nun aber könne das Wasser ungehindert abfließen und der Fluss trockne oft gänzlich aus, weil nicht genug Niederschlag fällt. Problematisch könne es auch werden, wenn etwa wieder mehr Gemüse regional angebaut werde: Dazu sei Bewässerung nötig, die mit den vorhandenen Ressourcen möglicherweise nicht gewährleistet werden könne.

An dem geforderten regionalen Wasserverbund müssten laut Markus Müller „eigentlich alle“ beteiligt werden: die Versorger, die Gemeinden und Landkreise, Industrie, Land- und Forstwirtschaft, aber auch die Bevölkerung. Wie das rechtlich und organisatorisch aussehen könne, wisse man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, so Müller, „aber die Entscheidungen müssen getroffen werden.“ Darunter fielen auch unpopuläre Maßnahmen wie beispielsweise Nutzungsbeschränkungen von Wasser. Dass sich die Landesregierungen ohne Druck an diese Aufgabe machten, „wage ich deshalb zu bezweifeln“.

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