Vergleich mit Normalbürgern Multimillionäre können Steuerlast weit unter den Durchschnitt drücken

Frau und Mann mit KaDeWe-Taschen: Für sehr hohe Einkommen sei die Bundesrepublik ein »Niedrigsteuerland«, so das Netzwerk Steuergerechtigkeit
Foto: Stefan Zeitz / IMAGODie Steuerbelastung deutscher Multimillionäre liegt bei geschickter Gestaltung weit unter der von Durchschnittsverdienern. Zu diesem Ergebnis kommt das Netzwerk Steuergerechtigkeit in seinem neuen Jahrbuch. Darin vergleichen die Autoren die Belastung eines »Muster-Millionärs« mit einem Vermögen von 23 Millionen Euro und einem Einkommen von 1,6 Millionen Euro mit einem Ehepaar, das gemeinsam 110.000 Euro verdient. Ergebnis: Die Normalbürger zahlen 43 Prozent an Steuern und Sozialabgaben, der Millionär hingegen nur knapp 24 Prozent.

Lahme Truppe
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht ist dabei, an der »Zeitenwende« für die Bundeswehr zu scheitern. Ihr Ministerium ist handlungsunfähig, die Truppe erstickt unter der Regelungswut der Bürokratie, doch die Sozialdemokratin verweigert die notwendigen Reformen.
Lesen Sie unsere Titelgeschichte, weitere Hintergründe und Analysen im digitalen SPIEGEL.
Der Unterschied ergibt sich vor allem daraus, dass der Beispiel-Millionär überwiegend von Kapitaleinkünften lebt. Diese werden deutlich geringer besteuert als Einkommen aus nicht selbstständiger Arbeit und bleiben frei von Sozialabgaben. Zudem nutzt der Reiche viele verschiedene Möglichkeiten, um seine Steuerlast zu mindern: etwa durch Schenkungen innerhalb der Familie, die Absetzung von Kosten für eine teure Privatschule oder eine Familienholding mit Sitz in einer Gewerbesteueroase.
- Vermögensstudie: Zahl der Dollarmillionäre weltweit gestiegen
- Bemerkenswerte Kehrtwende: Bundesfinanzministerium will Solidaritätszuschlag nicht vor Gericht verteidigen
- Streitgespräch zur Gerechtigkeit in der Energiekrise: »Das ist eine Scheindiskussion, um die Reichen zu schonen« Ein Streitgespräch moderiert von David Böcking und Stefan Kaiser
- Energie, Rente, Wohnen: Was bleibt vom deutschen Wohlstand?
Zwar haben die Deutschen nach den Belgiern die höchste Steuer- und Abgabenlast aller OECD-Länder. Für sehr hohe Einkommen sei die Bundesrepublik dennoch ein »Niedrigsteuerland«, heißt es im Jahrbuch. »Deutschland besteuert Arbeit zu hoch und Kapital zu niedrig«, kritisiert Co-Autor Christoph Trautvetter. Das ergebe »wirtschaftlich keinen Sinn, weil sich Leistung dann nicht ausreichend lohnt«. Die Unwucht sorge außerdem für eine höchst ungleiche Vermögensverteilung und gefährde damit »den gerade in Krisenzeiten so wichtigen gesellschaftlichen Zusammenhalt«.